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Verrücktes Schmetterlingsleben

Der Lungenenzian blüht zurzeit auf sonnigen Riedwiesen. Er ist am Pfäffikersee die einzige Nahrungspflanze für die Raupen des Kleinen Moorbläulings – ein seltener Schmetterling mit einer faszinierenden Entwicklung.

Das Weibchen des Kleinen Moorbläulings, auch Lungenenzian-Ameisenbläuling genannt, legt seine Eier nur auf zwei Enzianarten ab, am Pfäffikersee ausschliesslich auf Knospen des Lungenenzians. Die Eier sind etwas abgeflacht und weiss. Auch nach dem Schlupf der Raupe bleiben die Eihüllen kleben, sind gut sichtbar und zeugen noch lange von der Anwesenheit des Schmetterlings, der nur mit Glück beobachtet werden kann.

Die frisch geschlüpften Raupen fressen sich ins Innere der Knospe und ernähren sich von Teilen der Blüte und später vom Fruchtknoten. Nach zwei Häutungen suchen sich die Raupen einen Weg nach draussen und lassen sich zu Boden fallen, wo sie geduldig warten bis sie von einer bestimmten Wirtsameise eingesammelt und in das Ameisennest getragen werden. Die Raupen des Kleinen Moorbläulings sondern ein spezifisches Gemisch von chemischen Substanzen ab und werden dadurch von den Ameisen für die eigene Brut gehalten und adoptiert. Bis zum nächsten Frühsommer leben die Raupen im Ameisennest, werden gefüttert und umsorgt, während sie sich zusätzlich auch von der Ameisenbrut ernähren. Im Frühsommer verpuppen sie sich wenige Zentimeter unter der Nestoberfläche und schlüpfen im Hochsommer als Falter. Nach dem Schlüpfen bleibt den Faltern nicht viel Zeit, um das Nest zu verlassen. Denn ihr Betrug fliegt auf, da ihre chemische Tarnung abfällt. Sie kriechen schleunigst aus dem Ameisenbau, bevor sie von den rechtmässigen Bewohnerinnen angegriffen werden. Ausserhalb des Ameisenbaus entfalten sie ihre Flügel. Den Faltern bleibt nur eine kurze Lebensdauer von rund fünf Tagen, in denen sie sich verpaaren, die Weibchen ihre Eier ablegen und der Zyklus erneut beginnt.

Mit einem so komplizierten Lebenszyklus und verschiedenen Abhängigkeiten ist es nicht erstaunlich, dass dieser Schmetterling in der Schweiz stark gefährdet ist. Er kommt praktisch nur noch in den Feuchtgebieten der Nordostschweiz vor, wo auch der seltene Lungenenzian noch zahlreich blüht. Das Zürcher Oberland mit seinen grossen Moorflächen trägt eine ganz besondere Verantwortung für den Fortbestand des Kleinen Moorbläulings. Am Pfäffikersee werden darum seine Lebensräume mit viel Lungenenzian frühestens Mitte oder Ende September gemäht. Also rund zwei bis vier Wochen nach den anderen Riedwiesen. So wird den Raupen mehr Zeit für ihre Entwicklung in den Blütenknospen und für die Adoption durch die Ameisen gewährt.

Foto: Albert Krebs

Ein Weibchen des Kleinen Moorbläulings bei der Eiablage auf einer Knospe des Lungenenzians.

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