Die putzigen und fleissigen Insekten haben ganz unterschiedliche und spannende Lebensweisen. Fast die Hälfte der gut 600 Wildbienenarten ist jedoch bedroht. Sie sind auf geeignete Niststandorte sowie eine grosse Blütenvielfalt angewiesen und können insbesondere auch im Siedlungsraum gut gefördert werden.
Fleissige Wildbienen
Die Bedeutung der Honigbiene als Bestäuberin und Honiglieferantin ist hochgeschätzt. Die Honigbiene ist aber nur eine von gut 600 Bienenarten der Schweiz. Alle Bienen, ausser die Honigbiene, werden unter dem Begriff Wildbienen zusammengefasst. Ihre Farben- und Formenvielfalt ist riesig und die Körpergrösse kann je nach Art von 4 bis 30 Millimeter reichen. Alle Bienen sind äusserst wichtig für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Die Honigbiene alleine könnte lange nicht alle Blütenpflanzen bestäuben. Wer jetzt Tomaten erntet, hält ein Naturprodukt in den Händen, das dank der Bestäubung durch Wildbienen entstanden ist. Tomatenblüten können nur von grossen Wildbienen bestäubt werden, da der Pollen durch Muskelzittern aus der speziellen Blütenstruktur geschüttelt wird. Honigbienen und kleinere Wildbienen sind dafür zu schwach. Tomaten werden somit vor allem von Hummeln, die auch zu den Wildbienen gehören, bestäubt.

Kleinstrukturen und Blütenreichtum
Wildbienen haben sehr faszinierende und unterschiedliche Lebensweisen. Sie benötigen aber alle einen geeigneten Nestplatz, wo jedes Weibchen eigene Brutkammern, sogenannte Brutzellen, anlegt. Dafür eignen sich je nach Bienenart offene Bodenstellen, Totholz, Trockensteinmauern, verschiedene Hohlräume oder markhaltige Pflanzenstängel. Zudem ist ein grosses Angebot an verschiedenen Blütenpflanzen wichtig. Denn die Bienenweibchen füllen jede Brutzelle mit einem Nahrungsvorrat aus Pollen und Nektar, bevor sie ein Ei darauf abgelegt. Aus den Eiern schlüpfen die Bienenlarven. Sie fressen innerhalb weniger Wochen den Pollenproviant auf und schalten dann eine lange Ruhephase ein. Erst im Folgejahr findet die Verpuppung statt. Erst ziemlich genau ein Jahr nach der Eiablage schlüpfen die ausgewachsenen Bienen aus ihrem Nest.

Spezielle Bedürfnisse
Viele Bienen haben sehr spezielle Bedürfnisse bezüglich ihrem Neststandort. So graben über die Hälfte aller Wildbienen ihre Nester in den Boden und nehmen nie Bohrlöcher in Wildbienenhotels an. Sie brauchen offene oder spärlich bewachsene Bodenstellen und bevorzugen je nach Art eher sandiges oder lehmiges Substrat. Wieder andere bauen ihre Nester ausschliesslich in verlassenen Schneckenhäusern. Am Pfäffikersee kommt zudem eine stark gefährdete Bienenart, die Schilfgallen-Maskenbiene, vor. Sie baut ihre Brutzellen fast ausschliesslich als Nachmieterin in verlassenen Schilfgallen der Schilfgallenfliege und ist deshalb nur in Feuchtgebieten mit grossen Schilfbeständen heimisch. Auch bezüglich der Nahrung gibt es hochspezialisierte Wildbienen. Knapp die Hälfte unserer Bienenarten sind Pollenspezialisten und sammeln nur auf einer bestimmten Pflanzenfamilie oder sogar nur auf einer einzigen Pflanzengattung Pollen, um ihre Nachkommen zu verköstigen. Die Blutweiderich-Sägehornbiene ist eine typische Bienenart der Feuchtgebiete. Wie ihr Name vermuten lässt, sammelt sie ausschliesslich auf den Blüten des Blutweiderichs Pollen. Auch die Auen-Schenkelbiene ist jetzt noch anzutreffen. Sie hat es einzig auf den Pollen und die Pflanzenöle des Gilbweiderichs abgesehen.
Wildbienen fördern
Fast die Hälfte der heimischen Wildbienenarten ist bedroht, weil geeignete Nistplätze und Nahrungspflanzen in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen haben. Aber gerade der Siedlungsraum mit verschiedenen Grünflächen, Gärten und Balkonen bietet gute Möglichkeiten, den Wildbienen zu helfen. Naturgärten, wie jener des Naturzentrums Pfäffikersee oder die Ruderalfläche am Pfäffiker Seequai bieten während der ganzen Vegetationszeit eine Vielzahl einheimischer Blütenpflanzen als Insektennahrung sowie zahlreiche Nistgelegenheiten für verschiedenste Wildbienen. Für die Ruderalfläche sind zudem neue Fördermassnahmen speziell für Wildbienen geplant. Bis im nächsten Frühling sollen zwei neue Sandlinsen entstehen. Sie fördern bodennistende Wildbienen, die im Siedlungsraum mangels offener Bodenstellen meist stark untervertreten sind. Nebst dem dicht bewohnten Wildbienenhotel werden zudem bald neue Totholzstämme und ein Steinhaufen für zusätzliche Nistmöglichkeiten sorgen.


Sie möchten auch etwas für die Wildbienen tun? Besuchen Sie das Naturzentrum Pfäffikersee und lassen Sie sich von unserem kleinen Wildbienen- und Insektenparadies inspirieren. Wir informieren Sie gerne über die Natur im Siedlungsraum und im Schutzgebiet.